Meinungseinträge von Besuchern der Vorstellung “Nach dem Ende”
„Nach dem Ende“ hat mir sehr, sehr gut gefallen! Ein Schauspielerlebnis, das mich nicht nur während der Aufführung in seinen Bann gezogen hat, sondern auch noch lange nachwirkt. Berührend, beklemmend, bedrohlich, beeindruckend. Frederike Duggen und Sören Ergang haben mich mit ihrer schonungslosen und absolut authentischen Spielweise gefesselt. Großartig!
04.02.2012, 00:05
Nein, zum Theatervorplatz werde ich jetzt nichts verfassen, denn ich möchte mich den wesentlichen Dingen zuwenden. Genau das, was Theater ausmacht. Seine Stücke und seine Schauspieler!
Ich war heute in der Vorstellung von „ Nach dem Ende“ und es ist schwer in Worte zu fassen, wie ergreifend und genial die schauspielerische Leistung von Frederike Duggen und Sören Ergang war. Das Stück hat zutiefst berührt und es spiegelte die menschlichen Abgründe perfekt wieder. „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“ Abraham Lincoln
Chapeau vor dieser grandiosen Leistung und noch viele, viele mutige Zuschauer, die die Augen vor der Realität nicht verschließen !! AK
22.09.2011, 16:02
Das Stück „Nach dem Ende“ ist zweifelsohne ein umwerfendes Schauspiel. Die Schauspieler haben ihre Hausaufgaben, wie Proben usw. mehr als gut erledigt und so die Inszenierung einwandfrei umgesetzt. Selbst für Menschen wie mich, die nicht oft ins Theater gehen, war es sehr spannend, aufregend und schockierend zugleich.
Ein großes Lob nochmals an die Schauspieler, die mit ihrer Überwindungskraft großen Mut und Professionalität an den Tag gelegt haben. Fazit: Absolut sehenswert! C. Hinz
Eine derart intensive und an Stofffülle kaum zu überbietende Inszenierung ist den Verantwortlichen des TdA mit dem Stück „Nach dem Ende“ gelungen. Während die phantastischen Schauspieler Frederike Duggen und Sören Ergang sowohl physisch als auch psychisch in den 90 Minuten an ihre Grenzen gingen, war der Zuschauer geistig gefordert, ohne das Gefühl zu haben, überfordert zu werden. Manipulation und Gewalt sind die zentralen Themen, die in allen erdenklichen Facetten gezeigt werden. Während man einige Szenen so oder so ähnlich aus Filmen kennt, erschreckt und bedrückt die Unmittelbarkeit der Bühne zum Publikum. Realer kann Theater wohl kaum sein!
Schüler der Fachoberschule Wirtschaft, mit denen ich die Vorstellung am 12.09.2011 besuchte, waren überwiegend positiv beeindruckt von dieser Aufführung. Sie waren auch erfreut darüber, dass sie unmittelbar im Anschluss mit dem Dramaturgen Sascha Löschner und dem Schauspieler Sören Ergang über dieses Zwei-Personen-Stück sprechen konnten.
Eine derart intensive und an Stofffülle kaum zu überbietende Inszenierung ist den Verantwortlichen des TdA mit dem Stück „Nach dem Ende“ gelungen. Während die phantastischen Schauspieler Frederike Duggen und Sören Ergang sowohl physisch als auch psychisch in den 90 Minuten an ihre Grenzen gingen, war der Zuschauer geistig gefordert, ohne das Gefühl zu haben, überfordert zu werden. Manipulation und Gewalt sind die zentralen Themen, die in allen erdenklichen Facetten gezeigt werden. Während man einige Szenen so oder so ähnlich aus Filmen kennt, erschreckt und bedrückt die Unmittelbarkeit der Bühne zum Publikum. Realer kann Theater wohl kaum sein!
Schüler der Fachoberschule Wirtschaft, mit denen ich die Vorstellung am 12.09.2011 besuchte, waren überwiegend positiv beeindruckt von dieser Aufführung. Sie waren auch erfreut darüber, dass sie unmittelbar im Anschluss mit dem Dramaturgen Sascha Löschner und dem Schauspieler Sören Ergang über dieses Zwei-Personen-Stück sprechen konnten. Jens Schößler
05.09.2011, 15:35
Betroffenheit und Sprachlosigkeit gab es bei mir und meiner Tochter nach dem Stück "Nach dem Ende". Aber wir waren uns einig: Eine tolle Leistung von Sören Ergang und Friderike Duggen. Gerade die heftige, an Echtheit grenzende Darstellung einiger Szenen zeigte, wie schwer menschliche Manipulation wiegen kann. Wir brauchten am Sonntagabend keinen Krimi im Fernsehen mehr, dieses war wesentlich besser. Gleich im Anschluss nicht, aber wir würden uns eine Gesprächsrunde zu diesem Stück mit Schauspielern und Publikum wünschen. Meine Tochter wohnt nicht in Stendal aber sie sagte zu mir im Anschluss an das Stück, sie würde wegen solch beeindruckender Leistungen der Schauspieler gerne wieder mit ins Stendaler Theater gehen.
29.08.2011, 11:28
Wir haben uns gestern das Stück ,,Nach dem Ende,, angeschaut.Tolle schauspielerische Leistung.Warum wurden die pikanten Stellen so direkt gezeigt.Ich finde so wird die Leistung der Schauspieler in den Hintergrund geschleudert. Man wird nur diese Szenen im Kopf haben. Schade. Ein Lob der Schauspieler, einen Rüffel an den, der das so entschieden hat.
PRESSESTIMMEN ZU NACH DEM ENDE
UNGLEICHES PAAR IN EINER EXTREMEN SITUATION
Theaterstück „Nach dem Ende“ schockiert mit unglaublichen Szenen. Zuschauer erleben kaum erträgliche Vorgänge.
„Den Fernseher könnte man abschalten.“ Dieser Gedanke beschleicht einen zunehmend im Laufe der Vorstellung von „Nach dem Ende“, die am Donnerstag im Stralsunder Theater am Knieperwall, der Nebenspielstätte des Theaters Vorpommern, stattfand.
Der junge britische Autor Dennis Kelly (geb. 1968) konnte sein frühes Stück „Nach dem Ende“ schon 2005 in seiner Geburtsstadt London zur Uraufführung bringen. Die deutsche Erstaufführung fand bereits 2007 am Deutschen Theater Berlin statt. Am Theater Vorpommern ist dies nach „Waisen“ das zweite Stück Kellys in dieser Spielzeit.
Der Autor meinte in einem Gespräch, Verständnis für Zuschauer zu haben, wie sie „brutale Sequenzen durchstehen müssen, weil ich sie geschrieben habe“. Er erklärt „wahnsinnig wütend wegen der Idiotie des Irakkriegs gewesen zu sein“ und leitet daraus die Berechtigung ab, „Gewalt auf der Bühne zu zeigen“.
So wollte er auch mit dem pechschwarzen Kammerstück „After the End“ verfahren. Der Psychothriller zeigt ein ziemlich ungleiches Paar in einer Extremsituation. Es will nach einem nuklearen Terrorangriff in einem Bunker mit Konserven überleben. In diesem selbstgewählten Gefängnis prallen nun die konträren Befindlichkeiten aufeinander. Das Mädchen will seine Ruhe haben, doch der junge Mann setzt alles daran, mit ihr seine verqueren sexuellen Wünsche zu befriedigen.
Die Nähe zum realen Fall Natascha Kampusch wird deutlich. Die Regie von Julia Heinrichs zwingt den Zuschauer in psychisch kaum erträgliche Vorgänge. Muss man die sexuellen Nöte eines verklemmten jungen Mannes so abstoßend vorführen?
Onanie ist eine äußerst intime Handlung — völlig normal, aber auf der Bühne vorzeigbar? Eine brutale Vergewaltigung, der als Racheakt des Mädchens eine Kastrationsabsicht folgen muss.
Die Schauspieler Frederike Duggen und Sören Ergang bewältigen ihre Rollen mit bewunderungswürdigem Einsatz. Am Schluss erscheinen die beiden in braver, unauffälliger Kleidung, in größtmöglichem Abstand. Der Gedanke liegt nahe, man sei aus einem bösen Traum erwacht. Das Motto: „Das Leben geht weiter!“
Jenny Rautenberg
OZ Stralsund vom Mon, 25. März 2013
PRESSESTIMMEN ZU NACH DEM ENDE
VOM RAUSCH DER MACHT AUF ENGSTEM RAUM
Beklemmende Premiere von Dennis Kellys „Nach dem Ende“ in Greifswald.
Beklemmend, bedrängend, bedrückend: Das Stück „Nach dem Ende“, inszeniert von von Julia Heinrichs, macht es seinen Zuschauern verflucht schwer. Ein Bunker, darin ein Mann, eine Frau und ein paar wenige Vorräte. Angeblich hat Mark (Sören Ergang), die in eine Decke gewickelte Louise (Frederike Duggen) vor einem atomaren Anschlag in den Keller gerettet.
Aber von Anfang an gibt es Zweifel an der Geschichte: Von dem Bunkerausgang, einem Lukendeckel, baumelt eine Kette herunter. An der Kiste mit den Lebensmitteln hängt ein Schloss und Mark sortiert die Dosen mit Bohnen, Müsliriegeln und Äpfeln so selbstverliebt und pedantisch nach Inhaltsstoffen, dass man nach vorne stürzen würde, um Louise den Lukendeckel zu öffnen. Mal schüchterner Junge, der mit nach innen gekehrten Fußspitzen auf der Kiste hockt, zurückgewiesener Außenseiter, der sich an seiner ungewohnten Macht berauscht und zum Ende Bestie, der Louise auf dem Boden des Bunkers vergewaltigt: Sören Ergang gelingt eine facettenreiche Interpretation von Marks psychopathischem Charakter.
Beeindruckend Frederike Duggens schauspielerische Leistung. Louise mäandriert zwischen „Glauben-Wollen“ und Zweifel, Aufbegehren und Mitspielen. Hunger, Angst und Folter machen aus ihr eine zerstörte Persönlichkeit. Und als sich die Verhältnisse im Bunker umkehren und Louise Macht über Mark ausübt, ahnt man: Das Schlimmste, was der Täter dem Opfer antun kann, ist, ihm seinen Stempel aufzudrücken.
Man denkt an Abu Ghraib — aber auch an Natascha Kampusch. Dennis Kellys 2005 uraufgeführtes Stück ist eine Parabel auf den Sicherheits- und Kontrollwahn, auf Irakkrieg und Foltergefängnisse nach den Ereignissen von 9/11. Als Mark sie zu einem Gesellschaftsspiel zwingen will, sagt Louise: „Nur weil irgendein Irrer eine scheiß Bombe zündet, heißt das nicht, dass man als Mistkerl herumlaufen darf.“
Distanz zu dem Kammerstück, das eine Wiederaufnahme aus dem Theater der Altmark ist, fällt schwer. Im Greifswalder Rubenowsaal beginnt die Bühne direkt vor der ersten Reihe, der Zuschauer ist die dritte Person im Bunker. Zwischen den einzelnen Szenen geht das Licht aus, es ist still, aber man hört, wie die Zuschauer unbehaglich auf ihren Stühlen herumrutschen. Nach der letzten Szene atmet Sören Ergang erleichtert aus, bevor er sich dem Schlussapplaus stellt.
Anke Lübbert
OZ Kultur vom Die, 12. März 2013
Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt
Man fühlt sich benommen, erdrückt und verstört nach dem Besuch des Zweipersonenstückes Nach dem Ende von Dennis Kelly in der Inszenierung von Julia Heinrichs, die bereits das Drama Die Waisen desselben Autors am Theater Vorpommern in Szene gesetzt hat.
Dabei ist die Handlung relativ schnell zusammengefasst: Louise (Frederike Duggen) erwacht in einem Bunker, der – wie sich im Verlauf des Stückes herausstellt – Mark (Sören Ergang) gehört. Dieser gibt vor, sie nach einem Anschlag gerettet zu haben. Dabei bleibt offen, was für ein Anschlag wann, an welchem Ort und vor allem von wem verübt wurde. Louise zweifelt mehr und mehr an Marks Version des großmütigen Retters. Es beginnt zwischen den beiden Akteuren zu brodeln – was als Zweifeln beginnt, endet in einer Spirale aus Macht, Ohnmacht, Gewalt und Unterdrückung.
STARKE DARSTELLERISCHE LEISTUNGEN — VOLLER KÖRPEREINSATZ
Den beiden Darstellern kann man ohne Zweifel ein großes Lob aussprechen. Besonders Sören Ergang brilliert als Mark mit seiner Darstellung eines untypisch, ja manchmal beinahe kindlich-naiv wirkenden Psychopathen – und dies, ohne gefühlskalt zu wirken, im Gegenteil: immer wieder durchbrechen Emotionen wie Verzweiflung und Reue seine scheinbar harte Schale. Zudem setzt Ergang ohne Scham auf vollen Körpereinsatz – es gibt keine Grenze mehr für den Darsteller, alles scheint möglich.
Auch Frederike Duggen gelingt es, die Rolle der Louise wunderbar facettenreich zu verkörpern. Mal als pubertär anmutendes Mädchen, das einen Witz – der seine Wirkung zum Glück sowohl bei Mark als auch beim Publikum verfehlt – zu machen versucht, mal als höchst verzweifeltes Opfer, das sich den Wünschen seines Entführers willenlos beugt, um nicht verhungern zu müssen. Und schlussendlich als kämpfende, am Ende selbst zur Täterin gewordene Frau.
Sie wehrt sich nicht gegen ihren Peiniger, nein, sie genießt es, das Messer – und mit ihm die absolute Macht – in den Händen zu halten. Louise beginnt, Mark Befehle zu geben, ehe sie sich entschließt, ihn zu kastrieren. Von diesem Vorhaben lässt sie schlussendlich ab – vielleicht, da sie bemerkt und nachzufühlen scheint, wie zerstörerisch Unterdrückung auf andere Menschen wirken kann.
THERAPIEGESPRÄCH ALS SCHWÄCHELNDER SCHLUSS
Nach einem kompromisslosen Kampf um Macht, um das Recht des Stärkeren, gipfelt das Stück im vermeintlichen Triumph des Entführers, wenn er Louise vergewaltigt, sie endgültig bricht. So könnte man es vermuten, doch wieder zeigt sich die Verletzlichkeit des Täters, der nach seiner Tat zunächst Louise fragt, ob es weh tun würde, und danach beteuert, er habe sie nicht verletzen wollen. Je länger die Figuren ihren Kampf austragen, umso deutlicher wird, dass Louise kein zufälliges, sondern vielmehr ein lang begehrtes Opfer von Mark zu sein scheint. Während der Vergewaltigung wird auf schonungslose Weise deutlich, dass Mark seit geraumer, aber unbestimmter Zeit in seine “kleine Louise” verliebt ist, vermutlich unglücklich. Das Tatmotiv zeigt sich: Liebeswahn.
Leider fällt die Spannung zum Schluss des Stückes hin ab, was aber weniger an der Inszenierung als an der Textvorlage liegt. Die Frage nach dem vermeintlichen Anschlag wird aufgeklärt; ihr folgt eine Art therapeutische Aussprache zwischen den beiden Personen, welche aufzeigt, was alle wissen: dass so eine Tat weder Sieger noch Besiegte zurücklässt. Mark muss ins Gefängnis, Louise ist frei, doch sind beide spätestens jetzt, nach dem Ende – und hier zeigt sich eine vielleicht andere Deutungsmöglichkeit des Titels – zerstörte Seelen und benötigen therapeutische Hilfe. Diese Erkenntnis wirkt leider so moralisch wie der Schluss einer Fabel und verliert dadurch ihre Intensität.
GRENZENLOSER NATURALISMUS — AUSBEUTUNG DES SCHAUSPIELERS?
Julia Heinrichs, die am Theater Vorpommern mit den Waisen bereits einen anderen Text von Dennis Kelly inszenierte, setzt bei der Umsetzung des 2005 geschriebenen Dramas vor allem auf eines: puren und konsequenten Naturalismus, die realistische Darstellung von Orten, Figuren, ihren Emotionen und auch Handlungen auf der Bühne, ohne jede Form von künstlerischer Abstraktion. So ist es auch in dieser Inszenierung: ein wie ein realer Bunker wirkendes Bühnenbild (Julia Heinrichs/Eckhard Reschat), echte Konservendosen und letztlich auch ein realistisch wirkender Kastrationsversuch mit einem – hoffentlich nicht realen – Messer.
Die Frage, die nach diesem Theaterabend bleibt, ist, ab wann Naturalismus wohltuend und ab wann eine Verfremdung aussagekräftiger ist. Ab wann beginnt eine inszenatorische Idee, den Schauspieler auszubeuten? Angesichts der Anspannung, die von Sören Ergang beim andauernden und warmen Applaus nach der gelungenen Premiere sichtbar abfiel, muss man sich fragen, ob Regisseure gut daran tun, von ihren Schauspielern zu verlangen, ihre Körper schier grenzenlos zu verkaufen.
Nach dem Ende der Inszenierung bleiben sowohl starke Bilder als auch ausgezeichnete und authentische schauspielerische Leistungen im Gedächtnis – und die Erkenntnis, wie verstörend unser Leben, wie brutal die Realität sein kann.